BGM – diese Abkürzung sollten wir uns merken. BGM heißt Betriebliches Gesundheitsmanagement und wird, wie ich vermute, in den nächsten Jahren eine wichtigere Rolle spielen. Aus keinem guten, aber einem ernst zu nehmenden Grund: Psychische Erkrankungen nehmen in den Unternehmen immer mehr zu.
Nach „Rücken“ wird also die Erschöpfungswelle immer größer. Und was hat das mit interner Kommunikation zu tun? Umfragen zufolge liegt die zunehmende Krankheitsquote auch an der Informationsüberflutung. Ich finde: Es wird Zeit, dass die interne Kommunikation und das Betriebliche Gesundheitsmanagement aufeinandertreffen.
Umfassender Blick auf Gesundheit
Betriebliches Gesundheitsmanagement wird oft mit der Betrieblichen Gesundheitsförderung gleichgesetzt, was nicht ganz richtig ist: Die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist ein Bestandteil des BGM. Sie umfasst gesundheitsfördernde Einzelmaßnahmen wie z. B. Rückenschule, Achtsamkeitstraining oder gesunde Ernährung.
BGM dagegen integriert vier Disziplinen:
- Arbeits- und Gesundheitsschutz
zur Vermeidung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten - Berufliches Eingliederungsmanagement (BEM)
zur Überwindung von Arbeitsunfähigkeit, Vermeidung von Fehlzeiten und (Re-)Integration von chronisch kranken Mitarbeitenden - Personal-/HR-Management
mit Personalstrategie, Personalentwicklung, Organisations- und Kulturentwicklung - Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)
mit Training und Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit der Mitarbeitenden
Aktivitäten in der internen Kommunikation
Sie sehen, dass das Betriebliche Gesundheitsmanagement ein weites Feld ist. Was können Sie als Verantwortliche für die interne Kommunikation dafür tun? Ich sehe einige kleine und größere Aktivitäten:
Digitales und analoges Instrumentenportfolio überprüfen
Analysieren Sie die digitalen und analogen Instrumente. Gibt es Dopplungen oder Überschneidungen? Durch welchen Instrumenteneinsatz könnten sich die Mitarbeitenden und Führungskräfte überlastet fühlen? Welche Instrumente können Sie getrost streichen? Falls Sie nicht genau wissen, wie Sie eine schnelle Analyse vornehmen: Die Aufwand-Wirkungsmatrix kann Ihnen helfen.
Informationsmenge überprüfen
Analysieren Sie die Informationsmenge, die die Mitarbeitenden und Führungskräfte täglich oder auch wöchentlich verarbeiten (sollen). Erleichtern Ihre Angebote tatsächlich die Arbeit? Schaffen sie einen Mehrwert, um Ihre Kunden (noch) besser zu bedienen? Wenn Sie die Frage nicht eindeutig beantworten können, sprechen Sie mit den Mitarbeitenden und Führungskräften.
Partizipation ermöglichen
Reden Sie regelmäßig mit Mitarbeitenden und Führungskräften über eine mögliche Informationsüberflutung. Wie nehmen sie die Informationsangebote wahr? Brauchen sie weniger Informationen oder vielleicht ein Mehr an Orientierung oder Wertschätzung? Fühlen sich alle gehört, ernst genommen? Gibt es Möglichkeiten, die Kommunikation eigenständig und selbstbestimmt zu gestalten? Und schaffen Sie Sie regelmäßige Feedbackmöglichkeiten, z. B. über ein Sounding Board. Übrigens gilt Beteiligung der Mitarbeitenden als ein gesundheitsfördernder Aspekt.
Mit Kommunikationskampagnen unterstützen
Sie können die Bedeutung und Wichtigkeit des Themas „Gesundheit“ mit Kampagnen unterstützen, so z. B. beim Thema „Abschalten nach Feierabend“. Oder stoßen Sie beispielsweise eine Diskussion an, wie wichtig es ist, in Teambesprechungen über Chancen und Risiken der digitalen Kommunikation zu sprechen.
Arbeitstreffen mit den Schnittstellen organisieren
Organisieren Sie ein Arbeitstreffen mit den wichtigsten Schnittstellen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Die/der Beauftragte für das BGM, aus der HR und Sie sollten auf alle Fälle dabei sein. Klären Sie gemeinsam, wer was zu einer gesundheitsfördernden Kommunikation beitragen kann. Bieten Sie Ihre Kommunikationsdienste und -beratung an. Erläutern Sie , was Sie leisten können. Klären Sie Schnittstellen und Verantwortlichkeiten.
Für sich selbst sorgen
Und ganz wichtig: Sorgen Sie für sich selbst. Achten Sie Ihre Grenzen und überprüfen Sie regelmäßig, was Ihre tatsächlichen Aufgaben sind. Wo fühlen Sie sich überlastet, wo hätten Sie noch Energie? Und wo erfüllen Sie Erwartungen, die gar nicht an Sie gestellt werden?
Betriebliches Gesundheitsmanagement für die interne Kommunikation nutzen
BGM ist ein guter Grund und gleichzeitig ein Treiber, um Ihre interne Kommunikation zu hinterfragen und (erneut) zu verbessern Bieten Sie dabei Gestaltungsmöglichkeiten, z. B. durch partizipative Kommunikationsformate. Stoßen Sie eine Diskussion an, wie und was genau kommuniziert werden sollten. Schaffen Sie eine gesundheitsfördernde interne Kommunikation.
Vielen Dank für den interessanten Artikel! Ich stimme Ihnen zu, dass wir in Zukunft mehr über BGM reden werden und sollten, und finde gut, wie Sie das Thema einordnen. Ergänzen möchte ich das Thema „gesunde Führung“. Leider scheitert es in der Praxis ja oft daran, dass Führung und Führungskultur nicht gesundheitsförderlich sind. Vielleicht kann die Interne Kommunikation hier Grenzen verschieben.
Liebe Frau Kohler,
vielen Dank für Ihre Ergänzung: Gesunde Führung ist ein wichtiger Baustein des BGM. Sofern Verantwortliche für die Interne Kommunikation Einfluss auf die Führungskräfte haben und Grenzen verschieben können, ist es sicherlich eine wirkungsvolle Aufgabe. Wichtig finde ich allerdings auch, dass IK-Managerinnen und IK-Manager nicht per se für Führung und Führungskultur verantwortlich sind. Die Aufgaben, Rollen und Schnittstellen sollten zusammen mit der HR und den Verantwortlichen für das BGM geklärt werden.
Schöne Grüße aus Berlin
Ulrike Führmann