Bluma und die Liebe auf den ersten Blick

Interne Kommunikation und der Cliffhanger

Der Zeigernikeffekt ist auch als Cliffhanger bekannt.

Als mir eine Dozentin von Bluma Zeigarnik erzählte, war es Liebe auf den ersten Blick. Es lag an dem Namen Bluma, mit dem ich einen warmen, unbeschwerten und fröhlichen Sommertag auf dem Land verband. Und es lag an der Geschichte um Bluma Zeigarnik und Kurt Lewin. Sie spielte allerdings nicht auf dem Land, sondern im Berlin der 1920iger Jahre.

Bluma Zeigarnik, eine junge litauische Studentin, saß zusammen mit ihrem Professor Kurt Lewin, dem Urvater der Sozialpsychologie und der Feldtheorie, in einem Café. Gemeinsam beobachteten sie die abkassierenden Kellner. Und wunderten sich: Die Kellner erinnterten sich bis zum Zeitpunkt des Bezahlens sehr genau an die Bestellung . Danach vergaßen sie aber sofort, was die Besucher konsumiert hatten.

Aus dieser Alltagsbeobachtung entwickelten sie ein Forschungsprojekt. Und aus dem Forschungsprojekt entstand ein Alltags-Effekt, den heute fast jede Person kennt: Wenn unsere Lieblingsserie ausgerechnet an der spannendsten Stelle unterbrochen wird, fiebern wir der Fortsetzung entgegen. Wir wollen „dranbleiben“. Dieses Phänomen heißt Zeigarnik-Effekt – umgangssprachlich als Cliffhanger bezeichnet.

Zeigarnik-Effekt und die Wirkung der unvollendeten Aufgabe

Der Zeigarnik-Effekt besagt, dass unvollendete Aufgaben dreimal so häufig erinnert werden wie schon beendete. Bluma Zeigarnik schloss in ihren Forschungen daraus, dass bei Unterbrechungen und somit unerledigten Handlungen Spannungen, sogenannte Restspannungen, länger aufrecht erhalten werden. Erst wenn die Aufgabe erledigt ist, löst sich die Spannung auf. Es geht bei der Nutzung des Zeigarnik-Effekts also darum, eine Spannung so aufzubauen, dass die zu erledigende Aufgabe im Gedächtnis bleibt und so für Motivation sorgt, die Spannung zu lösen und die Aufgabe zu erledigen.

Nutzung in der internen Kommunikation

Wenn fast jede Person diesen Effekt aus der Mediennutzung kennt, wie können wir ihn dann für die interne Kommunikation nutzen? Ich setzte den Zeigarnik-Effekt bei der Workshop-Gestaltung ein, indem ich kurz vor einer Pause, einem Mittagessen oder – bei mehrtätigen Workshops – vor dem abendlichen Auseinandergehen, Themen neu anspreche oder Aufgaben verteile. In der Regel arbeiten diese Themen und Aufgaben dann unbewußt weiter. Im Intranet begegne ich diesem Effekt ebenfalls, wenn Redakteure es verstehen, Fortsetzungen so zu planen, dass der nächste Post mit Interesse erwartet wird. Dafür braucht es aber schon ein sehr gutes journalistisches Gespür und Handwerkszeug.

Bluma Zeigarnik und Kurt Lewin forschten in unsteten Zeiten. Von Kurt Lewin wusste ich, dass er 1933 rechtzeitig aus Deutschland emigrierte. Wie erging es Bluma Zeigarnik? Ein Blick in ihre Biographie beruhigte mich: Sie verließ Deutschland schon vor 1933 und ging nach Russland.

Möchten Sie mehr wissen?

Haben Sie Lust, die charmante Caféhaus-Geschichte genauer nachlesen und mehr über den Zeigarnik-Effekt und die Untersuchungen der Handlungs- und Affektpsychologie zu erfahren? Dann empfehle ich Ihnen das Buch von Helmut E. Lück „Kurt Lewin – Eine Einführung in sein Werk“ (2001, Seite 29 ff).

Wer einen Blick auf die Biografie von Bluma Zeigarnik werfen möchte, findet auf den Webseiten der Humboldt-Universität Berlin eine Kurzfassung.

Bildnachweis: thinkstock 29mokara – Bildbearbeitung: Freyja Kok

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