Gallup: Bangemachen gilt nicht!

Nutzen für die interne Kommunikation

Gallup-Engagement-Index

Seit 2001 erhebt das Forschungsinstitut Gallup das Engagement der deutschen ArbeitnehmerInnen. Das Institut hat nun vorgestern, am 31. März 2014, die neuen Zahlen für 2013 vorgelegt, die wie in den Vorjahren weiterhin erschreckend sind: Über zwei Drittel der Befragten haben gar keine oder eine geringe emotionale Bindung an ihr Unternehmen.

Angreifbare Ergebnisse

Der Gallup-Index wird in Fachkreisen der internen Kommunikation gerne zitiert, um auf die Wichtigkeit des eigenen Fachbereiches hinzuweisen. Ich halte das für kontraproduktiv: Die Ergebnisse sind alleine schon durch das Erhebungsverfahren stark angreifbar. Somit könnte auch das Anliegen, für mehr Akzeptanz der internen Kommunikation zu werben, angegriffen werden.

Gallup erhebt die Daten in deutschen Haushalten per Zufallsprinzip nach dem sogenannten Next-Birthday-Verfahren: Der Interviewer fragt zu Beginn des Telefoninterviews nach dem Haushaltsmitglied, welches als nächstes im Jahr Geburtstag hat. Das führt leicht zu einer Verweigerungshaltung, weil die Befragten den Hintergrund der Frage nicht verstehen oder keine Haushaltsinterna preisgeben wollen. In der Umfrageforschung gilt dieses Verfahren u. a. wegen dieser möglichen Verweigerungshaltung und der dadurch entstehenden Verzerrungen als stichprobentheoretisch problematisch.

Gallup spricht auf der Pressekonferenz gleichzeitig von einer repräsentativen Auswahl an Frauen und Männern, an ArbeitnehmerInnen in Voll- und Teilzeit, an Angehörigen unterschiedlicher Bildungsschichten und an Unternehmensgrößen. Genau diese Unterscheidungen fehlen mir in den Presseunterlagen, um die doch ungeheuerlichen Ergebnisse besser einordnen und die Stichhaltigkeit der Interpretationen bewerten zu können. Auch fehlen mir Angaben, wie der Begriff Arbeitnehmerschaft definiert ist und wie viele Führungskräfte befragt wurden. Mich interessiert, ob es Unterschiede in den Branchen gibt, z. B. im öffentlichen Sektor, im Finanzbereich oder in der Gesundheitsbranche. Eine Unterscheidung der Ergebnisse zwischen MitarbeiterInnen und Führungskräften könnte ebenfalls mehr Klarheit bringen.

Nutzen für die interne Kommunikation

Der Gallup-Index kann meiner Meinung nach lediglich eine Tendenz für die Bedeutung der internen Kommunikation aufzeigen, sollte aber nicht in seiner Absolutheit und als kritische Detailquelle zitiert werden.

Um über Verbesserungen der eigenen internen Kommunikation nachzudenken, lohnt sich allerdings ein Blick, zum Beispiel auf:

  • das Stufenmodell der emotionalen Bindung (Pressepräsentation – Seite 40),
  • die zwölf Fragen zur Analyse dieser Bindung (Seite 42)
  • und die Angaben zur Fluktuation (Seite 15 und 20).

So sieht die Engagement-Verteilung für 2013 aus:

Gallup_Index

 

Grafik Beitragsbild: Freyja Kok – Grafik Engagement Index: Gallup

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